Ausbildung und Aktivitäten
Die Ausbildung der Jugendlichen in den sechs Gruppen erfolgt ohne große Unterschiede. Jede Gruppe bekommt zwar die gleichen Ausbildungsinhalte vermittelt, jedoch sind die Betreuer autark in der Vorgehensweise. Je nach Gruppe wird ein individueller Dienstplan für die Jugendlichen erstellt, der zurzeit folgendermaßen aussieht:
- Gruppe 1 14tägig donnerstags 18:30 Uhr bis 21 Uhr
- Gruppe 2 14tägig mittwochs 17:30 Uhr bis 20:30 Uhr
- Gruppe 3 14tägig freitags 17 Uhr bis 19 Uhr
- Gruppe 4 14tägig montags 18:30 Uhr bis 20:30 Uhr
- Gruppe 5 14tägig freitags 18:00 Uhr bis 20:00 Uhr
- Gruppe 6 14tägig montags 18 Uhr bis 20 Uhr
Die Ausbildungsinhalte für die Jugendfeuerwehr orientieren sich an den Feuerwehrdienstvorschriften, die für den aktiven Dienst richtungweisend sind unter Berücksichtigung der Unfallverhütungsvorschriften, des Jugendschutzgesetzes und der körperlichen Leistungsfähigkeit der Jugendlichen. Alle Aktivitäten sind so ausgerichtet, dass den Mädchen und Jungen schon frühzeitig Grundlagen der Brandvorbeugung, Unfallverhütung und Erste-Hilfe-Maßnahmen vermittelt werden. Diese Ausbildung wirkt sich auch positiv auf viele Lebensbereiche der Jugendlichen aus. So können sie in vielen Notfällen z.B. durch die korrekte und schnelle Bedienung eines Feuerlöschers, dass richtige Absetzen eines Notrufs über 112, Leben retten.
Die Jugendlichen erhalten sehr umfangreiche Kenntnisse und Fertigkeiten für das richtige und schnelle Handeln in Notsituationen. Die Ausbildung gliedert sich in Theorie und Praxis. Der Jugendfeuerwehrwart ist dafür verantwortlich, dass die zu erlernenden Ausbildungsinhalte individuell auf die Bedürfnisse der Jugendlichen abgestimmt sind. Gleichzeitig achtet er auch darauf, dass ein ausgewogenes Maß an Theorie und Praxis sowie Sport und Spiel auf dem Programm stehen. Die Ausbildung verläuft je nach Bedarf und Wetterlage mal im Stadtteil oder Feuerwehrgerätehaus der entsprechenden Löschzüge, in manchen Fällen sogar auf dem Gelände der Berufsfeuerwehr Münster.
Während der Ausbildung erlernen die Mädchen und Jungen z. B., wie und durch was ein Brandentstehen kann, und durch welche Wege er sich ausbreiten kann. In einfachen Übungen wird ihnen vermittelt, wie sie mit technischen Gerätschaften der Feuerwehr umgehen müssen, um einen Brand zu bekämpfen und Unfallgefahren zu vermeiden. Zusätzlich erhalten sie einen Überblick über die verschiedenen Funktions- und Wirkungsweisen von Löschgeräten. Auch die Fahrzeugkunde ist Bestandteil ihrer Ausbildung. Die Jugendlichen lernen die unterschiedlichen Fahrzeugtypen mit Funktion und Aufbewahrungsort der geladenen Geräte kennen.
Beispiel:
Für die Jugendlichen der Gruppe 2 haben die Betreuer ihnen einen kompletten Arbeitstag der Berufsfeuerwehr in Form einer Simulation erarbeitet. Der geplante Arbeitstag soll so realistisch wie möglich für die Jugendlichen sein. Vom Verkehrsunfall bis zum Scheunenbrand kann sich an diesem Tag alles ereignen. Das Feuerwehrgerätehaus des Löschzuges Kemper dient ihnen als Feuerwache. Zum Fahren der Einsatzfahrzeuge und für das Organisieren der Einsatzübungen halten sich zehn Betreuer bereit. Alles andere ist an diesem Tag von den Jugendlichen zu leisten.
Der Gong läutet. Alle Einsatzkräfte sitzen am Mittagstisch. Aus den Lautsprechern ertönt die Durchsage: „Verkehrsunfall mit eingeklemmten Personen. Einsatz für den Löschzug 1, Rudolf Diesel Straße 5.“ Mit lautem Geklirre fliegen Messer und Gabel zurück auf die Teller, der letzte Bissen wird im Laufen heruntergeschluckt, Jacke an, Helm auf, Handschuhe geschnappt und jeder auf seinen Platz in das Einsatzfahrzeug. Und schon rollen die Einsatzfahrzeuge zum Einsatzort. Dort eingetroffen, erkundet der Gruppenführer Jan, 15 Jahre alt, die Lage. Seine Gruppe, heute 13 Kameraden, sind nicht viel älter als er. Entsprechend der Lage ordnet er den Kameraden bestimmte Funktionen zu. Nachdem die Mannschaft den Verkehrsunfall abgearbeitet hatte, ging es zurück zur Feuerwache. Dort konnten sie bei Getränken und Kuchen erst einmal ihre Eindrücke schildern und anschließend den Ausführungen eines echten Berufsfeuerwehrmannes zum Thema „Gefahren an der Einsatzstelle“ aufmerksam zuhören. In dieser Zeit planten die Betreuer im großen Einsatzleitwagen schon das nächste Szenario.
Gerade, als der Vortrag „Gefahren an der Einsatzstelle“ endet, meldet sich der Lautsprecher wieder zu Wort. Für eine Ölspur im Gewerbegebiet, An der Kleimannbrücke, wird nur das 1. LF alarmiert. Der Verursacher ist schnell gefunden in der Nähe der Ölspur steht ein PKW mit eingeschaltetem Blinklicht. Der Fahrer hatte den Notruf selber abgesetzt. Schnell und professionell arbeiten die jugendlichen Einsatzkräfte diesen Einsatz ab. Ein teil der Einsatzkräfte schiebt eine Auffangwanne unter das angenommene Leck, damit kein weiteres Öl in den Boden versickern kann. Die restlichen Einsatzkräfte streuen die Ölspur mit einem Ölbindemittel ab. Abschließend, bevor die Mannschaft wieder einrückt, nehmen sie noch die Personalien des Fahrers auf. Bei diesem Einsatz waren sich die Jugendlichen einig, es war nicht wirklich spannend. Aber so kann nun mal der Dienstalltag eines Feuerwehrmannes aussehen.
Der Feuerwehr-Tag neigt sich dem Ende entgegen, die Spannung der Jugendlichen lässt nach. Nun steht Aufräumen, Geschirr abwaschen, Fegen, Wischen und ähnliches für alle auf dem Programm. Niemand der Jugendlichen rechnet zu diesem Zeitpunkt noch mit einem Einsatz – jeder Berufsfeuerwehrmann hätte sich jetzt auf seinen wohlverdienten Feierabend gefreut – da sorgt der Lautsprecher für einen letzten Adrenalinschub an diesem Tag: „Scheune in Vollbrand.“ Ein echtes High Light zum Schluss. Die Jugendlichen geben noch einmal richtig Vollgas. Bei Eintreffen des Löschzugs quillt bereits dichter Rauch aus den Dachpfannen hervor. Die brennende Scheune beherbergt vier Fahrzeuge des Winterdienstes der Stadt Münster. Da die Scheune sehr abgelegen in einer Bauernschaft steht, ist der Brand wohl erst sehr spät bemerkt worden und konnte sich deshalb ungehindert ausbreiten. Blitzschnell erfolgt die Aufstellung der Fahrzeuge. Professionell erteilt der Einsatzleiter den Befehl, eine Tragkraftspritze (TS) an der Aa aufzustellen. Die jugendlichen Einsatzkräfte wissen sofort Bescheid. Mit vier Kameraden muss die TS an die Einsatzstelle getragen werden, da diese für die großen und schweren Löschfahrzeuge nicht erreichbar ist. Das Tragen der 150 kg schweren TS zur Aa übernehmen vier Betreuer. Noch nicht ganz an der Aa angekommen und die TS abgestellt, erreicht sie von der Scheune der Befehl; „ Verteiler Wasser marsch!“ Nur wenige Sekunden später fördert die Pumpe Wasser aus der Aa und drückt es hoch zur Einsatzstelle. In der Zwischenzeit haben die Einsatzkräfte drei C-Rohre vorgenommen und löschen den Scheunenbrand von außen als auch im Innenangriff. Unklar ist noch, ob Personen vermisst werden. Glücklicherweise stellt sich heraus, dass sich niemand mehr in der Scheune befindet. In dem dichten Rauch wäre keiner ohne eine Rauchvergiftung heraus gekommen.
Nach diesem erfolgreichen Einsatz mit gedachtem Flammenmeer kehrten die jugendlichen Einsatzkräfte total zufrieden und erschöpft zurück. Für heute eichte es.
Die Ausbildung in der Unfallverhütung und Erste-Hilfe-Maßnahmen soll den Jugendlichen die Vorgehensweise beim Auffinden einer hilflosen oder verunfallten Person erleichtern. Zu den Erste-Hilfe-Maßnahmen zählen folgende Anleitungen:
- Atmung durch „Sehen/Hören/Fühlen“ überprüfen
- Notruf absetzen
- Stabile Seitenlage erstellen
- Schock-Symptome erkennen und Maßnahmen ergreifen
- Brandwunden versorgen
- Herz-/Lungenwiederbelebung, wann und wie.
Die feuerwehrtechnische Ausbildung in der Jugendfeuerwehr beinhaltet viele Bereiche, die für den späteren Einstieg in die Freiwillige Feuerwehr oder vielleicht auch in die Berufsfeuerwehr von Bedeutung sind.
Der aktuelle Ausbildungsstand aller Mädchen und Jungen in der Jugendfeuerwehr Münster ist mehr als zufrieden stellend. Das zeigt sich u. a. daran, dass viele Jugendliche die Leistungsspange und Jugendflamme tragen. Zur Festigung dieser enormen Leistungsbereitschaft sowie der Kameradschaft, des Miteinanders und Füreinanders, sind besondere Aktionen und Projekte für die Mädchen und Jungen von großer Bedeutung.